Die demilitarisierte Zone zu Nordkorea

Gemeinsam mit anderen Touristen und in Begleitung einer Führerin und einer Frau, die aus Nordkorea geflohen ist, machen wir uns morgens auf den Weg in die demilitarisierte Zone zu Nordkorea. Von einem Berg aus können wir mit Ferngläsern nach ins Nachbarland schauen. Wir sehen Wohnhäuser, eine Schule und Arbeiter auf den Feldern. Mir läuft es kalt den Rücken herunter. Die Menschen sind so nah und doch wie auf einem anderen Planeten. Wir wissen so wenig über sie und sie über uns.

Blick nach Nordkorea

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Bei einer anschließenden Filmpräsentation merken wir deutlich, dass sich Nord- und Südkorea seit Jahrzehnten noch immer im Krieg befinden. Ganz deutlich wird uns Propaganda vorgeführt. Nordkoreas Gräueltaten gegen die eigene Bevölkerung werden gezeigt und gleich danach, wie die Menschen hysterisch schreien und weinen, nachdem ihr Staatsoberhaupt gestorben ist. Kommentiert werden die Bilder mit den Worten: „Obwohl der Führer ihnen das alles angetan hat, trauern die Nordkoreaner um ihn.“ Dann wird die militärische Bedrohung durch den Norden und sogleich die Stärke der Südkoreaner und ihrer amerikanischen Verbündeten gezeigt. Über Bildern von südkoreanischen Raketen steht: „Habt keine Angst!“.

Leider kann natürlich auch die Geflüchtete nicht völlig offen sprechen. Vieles ist einfach zu gefährlich, um erzählt zu werden – zum Beispiel wie sie Kontakt zu ihren Verwandten im Norden aufnehmen kann. Außerdem muss sie sich Südkorea, das sie aufgenommen hat, gegenüber dankbar zeigen. Unglaublich aber bleibt ihre Flucht durch einen Fluss nach China. Nachdem sie dort zwei Jahre lang umsonst in einem Restaurant gearbeitet hatte, um die Schulden an ihren Fluchthelfer abzuarbeiten, durchquerte sie das riesige Land in der Angst entdeckt und nach Nordkorea ausgeliefert zu werden. Nach Laos konnte sie endlich von Thailand aus nach Südkorea fliegen.

Am Ende bleibt ein mulmiges Gefühl. Viele Koreaner träumen von einem vereinten Land – aber meist jeweils unter der eigenen Führung. Andere junge Koreaner meinen achselzuckend, dass es besser so bleiben solle und verweisen auf die Kosten, die mit einer Wiedervereinigung auf das reichere Südkorea zukämen. „Zahlt ihr nicht auch immer noch für den Osten?!“, hören wir ein paarmal. Yun jedoch erzählt uns freudestrahlend von ihrer Reise nach Berlin, wo sie sich die Reste der Mauer und den Checkpoint Charlie angesehen hat. „Ich bin mir sicher, irgendwann sind wir auch soweit!“

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